Rostzustände

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rost_klRandzonen, verlassene Industrieruinen, No-go-Areas faszinieren mich. Insbesondere die Transformations- und Verfallsprozesse, die dort sichtbar werden. Orte, wo Rost entsteht. Rost als Folge von Korrosion. Lack und Farbe sollen vor Rost schützen. Aber die Farbe hält nicht, der Lack blättert ab: Der Rost setzt sich durch. Rost ist Indikator von Vergänglichkeit.

In einer auf Hochglanz getrimmten Welt des schönen Scheins sind Rostspuren damit immer auch Provokation. Ein Störfall. Rost ist Sand im Getriebe, Anfrage an unser Lebensmodell, an unser Selbstverständnis.

Für mich öffnet Rost eine andere Welt. Indem man den Oberflächen zugesteht, dass sie ein Eigenleben haben, dass sie mit ihrer Umgebung, mit Wasser und Luft eine Verbindung eingehen dürfen, eröffnet Rost den  Zugang zum Lebendigen. Die scheinbar leblose Dingwelt darf sich verändern.

Die fotografisch festgehaltenen Rost- und Lackspuren zeugen auf den ersten Blick von Verfall und Vergänglichkeit. Aber eben nicht nur: Entwicklung, Veränderung, Bewegung, Leben wird sichtbar.  Zeit ist im Spiel: die Dinge entwickeln sich, bis dahin, dass sie das Zeitliche segnen.

Auf den ersten Blick könnte man von Antiästhetik sprechen. Die Rost-Fotografien wollen den Blick schärfen, zeigen, dass es sich lohnt, über vertraute Sehgewohnheiten hinauszugehen. Rost so verstanden öffnet symbolkräftig den Blick für gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Und andere Veränderungsprozesse mehr.

Auf der Re-Art Two in Ihlienwort waren sechs Fotografien mit dem Titel  „Rost“ zu sehen. http://www.rearthalle.de/re-art-t-w-oo-2013/

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