Am Anfang stand eine Waldausstellung mit dem Ziel der Inszenierung von Kunst in Natur. Grenzüberschreitung und Befremdung: was haben Fotografien im Biotop verloren? Natur wird zum Kunstraum, in dem Verfall möglich ist im Gegensatz zum vollklimatisierten Museum. Das Naturmuseum als Gegenpol zur Verwahrungsanstalt Kunstmuseum. Die Fotografien segnen das Zeitlich, bereits nach wenigen Monaten verändert sie sich durch den Lichteinfall und Witterung ihr Aussehen. Indem alles fotografisch festgehalten wird, wird der Verfall aufgehalten: Fotografie des Verfalls als Widerstand gegen den Verfall.
Die Stille im Naturmuseum war beängstigend. Stiller als es in jedem Kunstmuseum zugeht. Niemand lief durch die Hallen: Die Fotografien in der Natur wurden von niemanden beachtet. Zumindest bekam ich nie Rückmeldung. Ein temporärer Eingriff in die Natur. Ich erinnere mich bei meinen Wald-Ausstellungsbesuchen an die Arbeiten von Anna und Bernhard Blume „Im Wald“. Groteske Selbstinszenierungen, bei denen der Wald ein Eigenleben entwickelt. Nach einigen Besuchen der Ausstellung spürte ich, dass der Ort zu einem Privat-Heiligtum geworden war. Mein Walden Pont a la Thoureau? Rückzugsraum, quasi sakral? Nicht immer war das Museum zugänglich: Brennnesselabsicherung …
Ich nahm den Raum mit der Ausstellung mit mehreren Performances in Besitz. Raumnahme durch Bewegung. Festgehaltene Bewegung und temporäre Transitwelt, dokumentiert mittels Fotografie. Was die Ausstellung angeht: nach einem Jahr habe ich die Fotografien an den Bäumen entfernt. Rückblickend spüre ich, dass die Fotografien die Landschaft aufgenommen haben und umgekehrt an den Bäumen noch immer die Fotografien hängen. Und mehr noch: „Landschaftsaufnahmen sind letztlich Bilder ‚innerer Landschaften'“, so Susan Sontag über den Fotografen Minor White (in: S. Sontag, Über Fotografie, Frankfurt 1980, S. 118).