Mai 192013
 

„Wie in einem Spiegel“ – Waldspiegelungen

In der Serie „Wie in einem Spiegel“ wird der Spiegel auf Baumwelten gerichtet. Erspiegelt wird relativ naturnaher Buchenwald in meiner fränkischen Heimat. Die fotografischen Interventionen erspiegeln aber nicht nur Heimat als Ort, sondern auch das fotografische Ich, selbst dann, wenn der Fotograf nicht sichtbar ist. Die Fotoserie versucht mittels Inszenierung und Intervention den Blick sowohl nach außen als auch nach innen lenken. Die Raumwahrnehmung wird zur Selbstwahrnehmung, zur Sichtung von Innen- und Außenwelten.

Der Titel der Serie  bezieht sich auf den gleichnamigen Film Ingmar Bergmans, der erste Film einer Trilogie (gefolgt von den Filmen Licht im Winter und Das Schweigen). Ursprünglich wollte ich die Serie mit einem direkten Zitat aus dem  1. Korintherbrief überschreiben: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich Stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.“ Dann gefiel mir aber die Brechung durch den knappen Bergman-Titel besser.

Die Waldspiegelungen transzendieren Wahrnehmung. Letztlich verweisen sie nicht nur auf die Wahrnehmung der Welt und des Selbst, sondern auch auf die Wahrnehmung Gottes. Und mehr noch: was, wenn im Spiegel der Fotograf zu erkennen ist? Wer nimmt dann wen wahr? Wer schaut wen an?

Die Spiegel-Erkenntnis bleibt fragmentarisch, zeigt Teilaspekte von verdichteter Wirklichkeit. Die Waldspiegelungen sind damit ein Bekenntnis zur unvollendeten Fotografie, zur Fotografie als nie ganz abgeschlossenen Wahrnehmungsprozess.

Mehr dazu

 19. Mai 2013  No Responses »
Mai 132013
 

Waldspiegelung – Foto: Ralf Stieber

 

“Wie in einem Spiegel …”

Fotografien –  Interventionen – Konzeptkunst

Ralf Stieber

Haus der Begegnung, Bonn

23. Mai 2013 bis 2. August 2013

Vernissage am Donnerstag, 23. Mai 2013, 19 Uhr
Nach der Begrüßung durch Dr. Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland, führt der Ausstellungsmacher und Galerist Samuel Fleiner in die Ausstellung ein. Die Vernissage wird von Jürgen Hiekel am Saxophon begleitet.

 

 13. Mai 2013  2 Responses »
Apr 202013
 

Fotographie ist Spiegelung der Außenwelt und zugleich Spiegelung der Innenwelt. Es braucht dazu keine Spiegelreflexkamera,  obschon diese Kamera-Bezeichnung so treffend das Verhältnis von Subjekt und Objekt auf den Begriff bringt: zum einen reflektiert der Spiegel die „Welt“ draußen, zum anderen aber hält er den Blick von innen nach draußen fest.

Lesenswert ist dazu das Buch von Ralf Konersmann: Lebendige Spiegel. Die Metapher des Subjekts ( Fischer Wissenschaft): „Die Geschichte neuzeitlicher Subjektivität, mit allen ihren Potenzen und Gefährdungen, findet sich in Literatur und Kunst in einer zentralen Metapher gleichsam kristallisiert: der Metapher des Spiegels. Der Spiegel verbildlicht nicht nur die Momente der Selbstanschauung, der Selbstvergewisserung und Selbstkontrolle, aus denen sich das moderne Subjekt überhaupt erst hervorbringt, sondern auch die unabwendbar damit einhergehende Verfälschung und Eintrübung, ja sogar die Möglichkeit des Zersplitterns in unzählige, einander aufhebende Perspektiven. Wie genau sich die Genese des abendländischen Subjekts aus der Geschichte dieser „Sprengmetapher“ herausbuchstabieren läßt, zeigt Konersmann … in seiner ‚Kleinen Geschichte der Spiegelmetapher‘. Ergänzende hermeneutische Untersuchungen zu Kleist und Goethe veranschaulichen, wie das Subjekt allmählich auch des eigenen fiktionalen Charakters innewird: Der Raum (hinter )dem Spiegel ist unendlich fern.“ (Beschreibung bei amazon)

Damit wird auch ein wesentlicher Aspekt von  Fotografie berührt. In Anlehung dazu: Es geht in der Fotografie auch immer um das Selbst und die Anderen und das Andere: Anschauung, Vergewisserung und Kontrolle des Anderen, des Fremden. Selbst- und Fremdwahrnehmung (!). Auch die scheinbar „objektive“ Wahrnehmung des Anderen bringt das Subjekt hervor. Auch hier ist die „einhergehende Verfälschung und Eintrübung“ systemimmanent, allerdings schafft der Blick durch die Kamera nicht nur Zersplitterung, sondern eröffnet Perspektive und Perspektiven.

Das Selbst und das Andere werden in Beziehung gesetzt über die Fotografie. Draußen und drinnen, Außen und Innen, Subjekt und Objekt, Vertrautes und Fremdes beziehen sich aufeinander.

 20. April 2013  No Responses »