Apr 172020
 

Einst hatte ich vor, hier regelmäßig Worte und Bilder zu posten. Zu zeigen, was ist. Und was nicht. Dann aber überfiel mich eine Art digitaler Müdigkeit. Bleiern. Vielleicht auch eine unendliche Langeweile, die mich angesichts der digitalen Plüschkultur erfasste.

Und gleichzeitig verspürte ich einen große Hang zum analogen Sein. Ganz Corpus zu sein, leiblich zu sein, zu tun und zu handeln, nicht erst etwas verkörpern zu müssen. Verbunden mit einen Hang, einer Sehnsucht nach der Natur. Rousseau hätte sich sicherlich gefreut darüber und die Fische in Thoureaus Walden Pont würden Freundensprünge machen.

In Zeiten der Aussperrung wird mir indessen die Nützlichkeit der sekundären Digitalwelten deutlich. Fast hat es den Anschein, als wäre das Digitale der Rettungsschirm, der uns vor dem Absturz in den Orkus rettet. Tatsächlich frage ich mich, ob die Begeisterung für digitale Menschheitsszenarien in Zeiten von Corona am Ende auch wieder nur das inhumane Lärmen und Rauschen im Weltall verstärken wird.

Die Hoffnung, die Digitalisierung sei die passende Antwort auf die Probleme unserer Zeit, entspringt möglicherweise auch wieder nur jenem Höher-schneller-weiter, das uns in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Dennoch: ab und an will ich hier wieder auf dem Posten sein und etwas posten. Nicht als Antwort auf meine eigenen Fragen, sondern Im Sinne eines Fragekatalogs, gelegentlich auch mit einem Lächeln.

 17. April 2020  No Responses »
Apr 092014
 

Ein spannendes Projekt läuft gerade in Bonn unter dem Titel „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Identitätssuche im digitalen Zeitalter“.  Eine Anregung zur Selbstreflexion und -verortung im digitalen Dschungel. Oder genauer: Ein Blog. Eine Befragung. Und eine Tagung. Es geht um die Themen Wissen, Heimat, Kreativität, Beziehung, Körper, Arbeit, Gedächtnis, Besitz, Biografie, Religion. http://www.hier-stehe-ich.de/

Poster kann man auch erstellen. Hier ein erster Versuch – eine Hommage an die binären Zahlen.

http://www.hier-stehe-ich.de/wp-content/uploads/2014/04/hier-stehe-ich_User-04korr.jpg

Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meiner Schulzeit zum ersten Mal dem Dualsystem begegnete.  Anstelle des Dezimalsystems. Nachdem ich das Dezimalsystem kaum verstanden hatte, verwirrte mich das duale System noch viel mehr. Ich sehe mich noch an meinem Schreibtisch sitzen, grübelnd. Ich sehe den Lehrer in der Schule vor mir, dem ich sprachlos gegenüberstand: unwissend, völlig unwissend. Schließlich fällt mir die vergebliche Liebesmüh mit Mathe-Nachhilfe ein usw.: Ja, durch das Dualsystem war ich ins Schwimmen geraten  und bin in meinen (noch kaum vorhandenen) Grundfesten erschüttert worden.

Heute bin ich dankbar dafür, dass ich mit dem Dualsystem sehr früh mit der digitalen Welt in Berührung kam. Damals ahnte ich noch nicht, dass das digitale Zeitalter längst begonnen hatte.  Jedenfalls ist dieses Poster im Rahmen des Projektes „Hier stehe ich“ auch eine Hommage an meine Kindheit. Und der Eindruck, das im digitalen Zeit manches ins Schwimmen geraten ist, korreliert mit der Erfahrung damals am Schreibtisch.