Grenzen im Wind oder „Be-Entgrenzung“

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Ein Papierzaun am Meer. Nicht wetterbeständig. Von Weideruten gehalten. Der Witterung ausgesetzt. Schattenspiele auf dem Papier. Mit groben Strichen festgehalten. Notationen eines Bewegungsverlaufs, Aufzeichnung des Lichteinfalls. Dies umschreibt das Setting meines Projekt „Be-Entgrenzungen“.

Im Halbjahresprogramm August 2017  bis Januar 2018 der Evangelischen Akademie der Nordkirche kann ich einige Fotos der „Sea-Art“ meines Land- und Sea-Art-Projektes „Be- und Entgrenzungen“ zeigen.

Im Innenteil des Programms werden Aspekte des Projektes auf unsere heutige Zeit übertragen. Es heißt dort: „Das Thema ‚Grenzen‘ ist ein zentraler Topos unserer Zeit: Die Briten wählten den Brexit. Donald Trump hat die Absicht, eine Mauer zu bauen. Viele wollen Grenzen – Globalisierung und Migration überschreiten sie.“

Dieser zeitgeschichtlichen Relevanz meines Projektes mag ich nicht widersprechen. Dennoch möchte ich es nicht auf diesen Aspekt verkürzt wissen. Denn es ist in einem ausgesprochen offenen Kontext entstanden. Es will sich nicht vereindeutigen lassen. „Be-Entgrenzungen“ brauchen Ambiguität, damit sie in meinen Augen Bestand haben. Zugleich aber wird deutlich: Bilder haben Symbolkraft. Sie können immer auch gesellschaftliche Phänomene in Szene rücken und zugleich abstrahieren.

An diesem Punkt wird Land- und Sea-Art grenzüberschreitend gesellschaftspolitisch.

 

Mehr zu dem Land- und Sea-Art-Projekt „Be- und Entgrenzungen“

Hier einige Einlassungen von meiner Seite zu dem Projekt.

Gewachsene Pflanzenwelt, gepflegt. Nutzbar und wild zugleich. Rosen, Himbeeren, Holunder, Disteln. Ein Garten. Mit Ausblicken in den nahen Auenwald. Pappeln und Weiden. Irgendwo. Im Norden. Meeresnähe. Spätsommer, still. Nur selten gestörte Idylle. Locus amoenus. Oder gar ein hortus conclusus. Hinter hohen Hecken verborgen.

Mitten durch den Garten ein Papierzaun. Zeitungspapier. Nicht wetterbeständig. Von Weidenruten gehalten. Dem Wetter ausgesetzt. Regen und Wind. Schattenspiele auf dem Papier. Mit groben Strichen festgehalten. Notation eines Bewegungsverlaufs, Aufzeichnung des Lichteinfalls. John Cage auf Zeitungspapier. Zugleich ein Strichcode, eine Schrift, im Moment entstanden, impulsiv und emotional: eine Beschreibung des inneren Gartens. Wenn du die Augen schließt, kannst du die Stille hören.

Der Zaun begrenzt, teilt den Garten in Räume. Zeiträume. Teilt die Zeit. Davor und danach, dahinter und davor. Kunst und Natur. Verknüpfung von Kunst und Natur. Land-Art.

Später am Meer das gleiche Schauspiel. Jetzt Meeresgarten. Jetzt Meereszaun. Meeresbegrenzung: Salz und Schallfänger. Das Papier fängt den Gesang der Wellen auf. Salzgeschmack auf den Lippen. Da ist das Land, dort das Meer. Dazwischen Begrenzung. Steine. Sand. Sea-Art.

Begrenzung oder Entgrenzung? Papierzäune sind leicht. Sind durchlässige Zäune. Sie beschreiben eine Grenze, sind aber nicht wirklich Grenze. Eher umschreiben sie Entgrenzungen, öffnen statt zu versperren und zu begrenzen. Denn stets ist der Himmel nah

 

 

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